Fächersammlung

Die frühesten Fächer wurden im 16. Jahrhundert von Südeuropäischen Handelsfahrern aus Asien mitgebracht. Diese Fächer bestanden aus mehreren Stäben, unten durch einen Dorn, oben durch Bänder oder gefaltete Papierblätter zusammengehalten. Diese Faltfächer lösten die bisher gebräuchlichen Fahnen – und Radfächer ab, die aus einem starren Blatt mit einem Stielgriff bestanden und in ähnlicher Form seit der Antike überliefert waren. Dennoch blieben seit dem 17. Jahrhundert alle diese Fächerformen je nach geltender Mode bis ins 20.Jahrhundert nebeneinander bestehen.

Erst die vollkommene Veränderung der Lebensumstände und Anforderungen des Alltagslebens nach dem ersten Weltkrieg machten den Fächer zu einem belächelten Requisit vergangener Zeiten, das nicht mehr zum Leben moderner Frauen passte. Was in früheren Zeiten ein hochwichtiger und aussagestarker Bestandteil der Garderobe war, den Geschmack, ihren sozialen Status und mitunter sogar die politische Meinung der Fächerträgerin aufzeigte, fand sich nun nur noch auf der Operettenbühne, als südländische Folklore und im Antiquitätenhandel wieder.

In zahlreichen Manufakturen europaweit passten sich die Hersteller den unterschiedlichsten Verwendungen der Fächer an und folgten den Moden wie auch den Wünschen und der Kaufkraft der jeweiligen Kundschaft. Die kostbarsten Ausführungen mit Materialien wie Schildpatt, Elfenbein und Perlmutt, geschnitzt, graviert und mit Gold -oder Silberfolien belegt, dienten der Repräsentation an den jeweiligen Fürstenhöfen, oft begleitet von delikaten Darstellungen aus der antiken Götterwelt. Biblische Motive waren dem Kirchgang vorbehalten.

Schwerpunkt der Sammeltätigkeit sind Fächer aus dem 17. Und 18. Jahrhundert, wobei besonders Wert auf handwerklich vollendete Ausgestaltung der verwendeten Materialien gelegt wurde und beim Erzählinhalt der Fächerblätter gerade die mythologischen oder biblischen Themen zur Deutung herausforderten. Auf einer Antiquitätenmesse in München wurde im Sommer 1978 der erste Fächer ( M 37 ) der Sammlung erworben, ein Stück aus dem 18. Jahrhundert, mit dem die Käuferin unversehens zur Sammlerin wurde und über Jahrzehnte der großen Faszination für diesen kleinen Gegenstand erlag. In den folgenden dreißig Jahren wurde die bestehende Sammlung zusammengetragen. Hierbei sollte die Vielfalt vor allem der europäischen Fächermoden dargestellt werden, wie sie sich in vier Jahrhunderten in den Ländern des alten Europas entwickelte.

Im Jahr 2005 wurde eine öffentlich rechtliche Stiftung begründet, um ein Weiterbestehen des Bestandes einer Sammlung historischer Fächer und Fächerblätter aus dem 17. bis zum 20. Jahrhundert und deren fachgerechte Erhaltung und Pflege zu gewährleisten, sowie deren Präsentation in öffentlichen Ausstellungen durch Leihgaben an Museen zu ermöglichen.

Die Fächersammlung der Stiftung Ute Michaels befindet sich als Dauerleihgabe im Museum der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha.

alle Fotos © S.Wagner/A.Schlesier, Marsopstrasse 4, 81245 München